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01. März 2007

 

Die Unterwelt ...


Die Unterwelt

Die Götter bereiten den Verstorbenen auf die Fahrt durch die Unterwelt, die Duat vor.

"Auf dass seine Eingeweide nicht von den übel wollenden Dämonen gestohlen werden", Papyrus Cadet

Der ausgeprägte Glaube der Alten Ägypter an ein Leben nach dem (irdischen) Tod wurde ständig und praktisch in jeglicher Form zum Ausdruck gebracht. Sei es in tausenden von Papyrusfetzen, unzähligen Tonscherben, Tempel- und Grabwänden oder Pyramidentexten; noch heute ist das innige Verhältnis aller Lebensschichten zu der Wiedergeburt und dem anschließenden (möglichst besseren) Leben deutlich. Insbesondere die ausgemalten Grabwände geben die Jenseitsvorstellungen beeindruckend wider. Der eigentlich Verstorbene bringt mit seiner Familie die Ernte ein, feiert recht ausgelassen, huldigt natürlich dankbar für das Widergewonnene Leben den Göttern und lässt es sich einfach gut gehen. Sein Grab ist dafür mit dem Nötigen ausgestattet worden; es mangelt weder an Nahrung, noch an Gebrauchsgegenständen und auch nicht an den hilfreichen Dienern, die in Form der uschebtis praktisch in jedem Grab zu finden sind. Mit einfachen (vielleicht zu einfachen) Worten: Das Leben im Jenseits spiegelt das diesseitige bisherige Leben wider – nur alles ist besser, schöner und einfacher. 

Aber bis dahin ist es ein weiter und gefährlicher Weg! 

Vor diesem besseren Leben lag die Unterwelt (Duat), die es zu überwinden galt. Und wie beschwerlich dieser Weg war, zeigen die bebilderten Totenbücher, die dem Verstorbenen mehrere hundert Sprüche mitgaben, die ihm auf dem Weg zu seinem neuen Leben von Nutzen sein sollten. Diese Totenbücher, die nie in einem vollständigen Exemplar niedergeschrieben wurden, waren aber auch eine Art Landkarte durch die Unterwelt, die dunkel und bedrohlich vor der „Erlösung“ lag. Das bekannteste der Totenbücher ist das Amduat, das Buch von dem was in der Unterwelt ist, und dessen Sprüche und Darstellungen in vielen (Königs)Gräbern die Wände schmücken. Die Unterwelt, oder auch das Totenreich, war in der Vorstellung der Ägypter ihrem eigenen Land sehr ähnlich. Ein langer Strom teilte das unterirdische Reich in zwei Teile, jedes dieser zwei Teile bestand aus einem fruchtbaren Streifen urbaren Landes und genau wie das Pharaonische Ägypten zwölf Gaue hatte, umfasste auch die Unterwelt zwölf Regionen. Jede dieser Regionen entsprach einer Stunde auf dem Weg durch die Unterwelt und jede Region war von der nächsten durch mächtige Pforten getrennt, die von Feuer speienden Schlangen bewacht wurden. Bewohnt wurden die Regionen durch eine unvorstellbare Anzahl von Göttern, Geistern und „gewöhnlichen Toten“, die darauf warteten hier im „Doppelreich der Lilie und des Papyrus“ einen Blick auf die „auserwählten Toten“ werfen zu können. Denn diese wurden begleitet von Osiris und Ptah und in deren Schein wurden sie lebhaft und munter. 

Der Weg, oder besser die Fahrt durch die Unterwelt, dem unterirdischen Strom (oft auch als Schlange dargestellt) wurde mit einer (Sonnen)Barke angetreten und der Verstorbene reiste in Begleitung vieler Schutzgötter, die ihm hilfreich zur Seite standen. Eingeteilt wurde diese Reise in Stunden, insgesamt zwölf, und jede neue Stunde hatte ihren eigenen Ein- und Ausgang, brachte neue Gefahren und Prüfungen, aber den Verstorbenen auch immer ein Stück näher an die ersehnte Wiedergeburt. Die zwölf Stunden der Duat entsprechen den zwölf Regionen der Unterwelt und auch den zwölf ägyptischen Gauen, aber auch den zwölf Stunden der Nacht. 

Bevor jedoch die  Fahrt durch die Unterwelt angetreten werden konnte, musste zunächst das Totengericht darüber entscheiden, ob es der Verstorbene überhaupt wert war, die Prüfungen der Fahrt durch die zwölf Stunden der Duat antreten zu können. Erst wenn die „Feder der Maat“ verkündete, dass das Herz des Toten ohne „Sünde“ ist, war es möglich die Barke zu betreten. 

Dann konnte die Fahrt beginnen, so fremdartig sie für unsere Ohren auch klingen mag:

Zu Beginn der ersten Stunde versucht der Verstorbene – ausgestattet mit vielerlei Amuletten und Zaubersprüchen – die erste Pforte zu überwinden, die von dem furchtbaren Zerberus bewacht wird. Hinter der ersten Pforte bemerken die „gewöhnlichen Toten“, dass jemand die Gefahren auf sich nimmt und die Reise beginnt. 

In der zweiten und dritten Stunde passiert der Tote die Anrutef-Pforte, die ihn in das Reich der Seelen bringt. Dies sind auch die kalten Regionen des Osiris. Sie grüßen dort die widderköpfige Sonne, die von Westen gekommen ist und den Verstorbenen spüren lässt, dass noch ein kleiner Rest Leben in ihm steckt, denn er hat noch die weise Farbe des Lebens und nicht die grüne Farbe des ermordeten Osiris. 

In der vierten und fünften Stunde sieht der Verstorbene die Sonne, den Zenit des alten Totengottes Sokaris passieren, der Falkengesichtig den Gau Memphis darstellt. Die Finsternis in diesen Stunden ist vollkommen und nicht einmal Re vermag sie zu durchdringen. Aber er hört seine Stimme Befehle erteilen, um die Barke auf dem richtigen Kurs zu halten, während er selbst jetzt ohne jedes Leben, klebrig ist wie Schlamm. Sokaris selbst verwandelt sich in eine Schlange, wird von der Barke befahren und wird dann selbst nahezu unsichtbar. 

In der sechsten Stunde sieht der Tote tausende von Vogelseelen und fremden Göttinnen, die allesamt die Pupillen der Augen des Horus in den Händen tragen. Er sieht Chepre und mit Dolchen bewaffnete Drachen und muss auf der Hut sein. 

In der siebten Stunde steht er vor Isis und beobachtet wie ihr Zorn die Feinde des Osiris enthauptet und löwenköpfige Götter diese fesseln wie der Pharao die Feinde seines Reiches. Er sieht die Rückseite des irdischen Firmaments und die Apopis-Schlange, die den siebten Kreis der Hölle mit ihren Windungen erfüllt und versucht das Wasser unter der Barke zu trinken um somit die Weiterfahrt zu verhindern.  

In der achten Stunde vernimmt der verstorbene die Freudenschreie und das „Miauen“ der bereits Auferstandenen, die aus ihren Häusern in der Unterwelt treten, um die Sonne zu preisen und sich an ihrem Glanz zu erfreuen. 

In der neunten bis zur elften Stunde durchschreitet der Tote das Wasser und das Feuer der höllischen Welt des Agarit. Er ist auf sich allein gestellt und die Ruderer der Barke verschwinden in ihren geheimen Höhlen. Nur Osiris steht ihm unsichtbar bei. Er muss zusehen wie das Tau der Barke sich in eine Schlange verwandelt und darf dann aber erleben, wie sich ein Skarabäus neben der erscheinenden Sonne niederlässt.  

In der zwölften Stunde darf auch der Verstorbene endlich in die Sonne schauen und wird in der Gestalt eines Skarabäus wiedergeboren, so wie Nut jeden Tag die Sonne selbst aus ihrem Schoß gebiert. Und auch Chepre der Totengott von Memphis erschafft aus sich selbst in der zwölften Stunde der Duat die Morgensonne und dies bis in alle Ewigkeit.

So wiedergeboren steht dann einem unendlichen Leben nichts mehr im Weg. 

 

 

 

 

 

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